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OV Mallersdorf-Pfaffenberg ist mit dabei: 'Der „Kleine Widerstand“ im Labertal'

Veröffentlicht am 12.01.2011 in Ortsverein

Albert Eichmeier (3.vl.) stellt seine Forschungsergebnisse vor. v.r.: Pasta, Müller, Gumplinger, Kreutz, Graf

Thema Zivilcourage - Der „Kleine Widerstand“ im Labertal

Der SPD- Arbeitskreis Labertal unter Mitwirkung des Ortsvereins Mallersdorf-Pfaffenberg würdigt mit einer Vortragsreihe mutige Bürger aus der Labertal-Region

Mehr als 12.000 Verfahren gab es allein in Südbayern gegen mutige Bürgerinnen und Bürger, die während der NS- Zeit wegen kritischer Äußerungen gegen den Nationalsozialismus oder das Abhören von Fremdsendern beschuldigt wurden. Im Nachgang der Bonhoeffer- Wochen 2010 bot der Oberroninger Geschichtslehrer Albert Eichmeier dem SPD- Arbeitskreis Labertal seine diesbezüglichen Forschungsarbeiten an. „Gerne greifen wir dieses Angebot auf“, so AK- Sprecher Rainer Pasta, „passt es doch perfekt in unseren Themenkreis ‚Zivilcourage’.“ Nach einem ersten Informationsgespräch am vergangenen Mittwoch beschlossen die AK- Mitglieder den „Kleinen Widerstand“ im Labertal mit einer Vortragsreihe u.a. in Geiselhöring und Mallersdorf- Pfaffenberg zu würdigen. „Es handelt sich zwar nicht um Widerstandskämpfer vom Kaliber eines Dietrich Bonhoeffer, aber für uns ist es wichtig aufzuzeigen, dass es auch in unserer Region Widerstand gegen den NS- Staat gegeben hat, ganz in der Tradition von Max Maurer, Anna Gnadl und Josef Kimmerling“, so Martin Kreutz, SPD Ortsvorsitzender aus Mallersdorf- Pfaffenberg.

„Ich war beeindruckt von der kulturellen Leistung des SPD- Arbeitskreises Labertal, insbesondere von der Aufarbeitung der Geschichte der NS- Zeit in der Region durch die ‚Historischen Themennachmittage’ zur Schierlinger Muna, den Todesmärschen und den Bonhoeffer- Wochen. Parallel zu anderen Forschungen hat es sich ergeben, dass ich eine ganze Reihe von Beispiele zusammentragen konnte, die von mutigen Bürgern aus dem Labertal handeln, die sich in der NS- Zeit kritisch zum NS- Staat geäußert haben. Insgesamt sind 36 Beispiele aus den Altlandkreisen Rottenburg a.d.L. und Mallersdorf erhalten geblieben“, so Albert Eichmeier zu seinem Angebot an den AK Labertal. Jeder Fall sei – gemessen an der Quantität der Unterlagen – ein mehr oder weniger dickes Buch an Aktenunterlagen. Die Unterlagen seien aber auch inhaltlich von großem Wert, so der Oberroninger Geschichtslehrer weiter.

Albert Eichmeier stellte anhand zweier Beispiele aus Rottenburg und Langquaid seine Forschungsergebnisse vor und die Mitglieder des Arbeitskreises waren überrascht von der vielfältigen und eindeutigen Aktenlage. Es wurde beschlossen - exemplarisch für alle – mit vier ‚Historischen Themennachmittagen’ in Langquaid, Geiselhöring, Rottenburg und Mallersdorf einzelne Fälle der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. „Es geht uns nicht um die Verunglimpfung der Denunzianten - ihre Namen werden wir ausklammern. Es geht uns um die Zivilcourage und den Mut der Betroffenen und deren Unterstützer, die trotz einer offensichtlichen Gefährdung nicht den Mund gehalten und nicht weggesehen haben“, so Ruth Müller, SPD- Kreisvorsitzende Landshut.

Vor allem Bauern und einfache Arbeiter, aber auch einige Geistliche und Akademiker äußerten sich kritisch gegenüber dem NS- Unrechtsstaat - sie wurden angezeigt, vielen von ihnen wurde der Prozess vor dem Sondergericht München gemacht und eine ganze Reihe wurden zu drastischen Strafen verurteilt. Die ausführlichen Akten dokumentieren das Schicksal der Betroffenen und deren Familien. Die Unterlagen zeigen aber auch auf, dass es vielfach Gesuche von Nachbarn, Bekannten und Unternehmern aus der Region gegeben hat, die sich – trotz der eigenen Gefährdung – für die Beschuldigten eingesetzt haben, meist jedoch ohne Erfolg. Wichtig für die Mitglieder des AK Labertal sei es aber auch aufzuzeigen, dass Presse- und Meinungsfreiheit, zwei Grundrechte, die für uns heute selbstverständlich seien, in einer Diktatur wie es der NS- Staat war und wie ihn die Neonazis heute wieder installieren wollen, nicht geboten seien, so Kirsten Reiter, SPD- Ortsvorsitzende aus Langquaid.

Beginnen wird den Reigen der ‚Historischen Themennachmittage’ zum „Kleinen Widerstand im Labertal“ der Ortsverein Langquaid am 27. März, anschließend folgen Geiselhöring (Juni), und Rottenburg (Anfang September). Der OV Mallersdorf wird sich Ende Oktober, unterstützt von Albert Eichmeier und Franz Graf, speziell mit dem kirchlichen Widerstand in der Region beschäftigen. Die einzelnen Veranstaltungen, zu denen die Bevölkerung herzlich eingeladen ist, werden auf der Homepage des AK Labertal (www.SPD-Labertal.de) und unserer Homepage veröffentlicht und in der Tagespresse entsprechend angekündigt.

 

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